Update Januar 23

Liebe FreundInnen und InteressentInnen der Villa Sturmfrei,

zu Beginn des neuen Jahres melden wir uns mit den neuesten Informationen – in Zukunft regelmäßig! Das Jahr 2022 war ein Jahr des aktiven Stillstandes: Unsere Suche nach einem Bestandsobjekt oder nach einem Grundstück für einen Neubau hat keine konkreten Ergebnisse gebracht. Weiterentwickelt hat sich unsere Gruppe, wir wachsen zusammen.

Für das altbekannte Warnowquartier, das noch aus der Zeit der BUGA-Planungen stammt, gab es einen Neuanfang: Ende November wurden bei einer Veranstaltung im Stadteil- und Begegnungszentrum in Dierkow die neuen Pläne für den Teil des Warnowquartiers vorgestellt, den die Stadt zu einem Musterprojekt für das „Wohnen der Zukunft“ entwickeln möchte. Gemeinschaftliches Wohnen soll immer noch ein Bestandteil sein. Die Villa Sturmfrei würde da gern mitmischen, aber offensichtlich wird bis zur Ausschreibung noch etwas Zeit vergehen…

Deshalb haben wir uns im Oktober auch auch zu einem Open-Air-Plenum im IGA-Park getroffen. Die IGA-Park GmbH firmiert inzwischen als Museumspark GmbH. Sie will drei Baugrundstücke – jeweils 2000 Quadratmeter groß – an die Stadt abgeben, damit dort Wohnraum geschaffen werden kann. Natürlich wollten wir eins dieser Grundstücke haben. Leider wurde das Verfahren zur Interessenbekundung von der Stadt um einen halbes Jahr verschoben. Vorerst.

Auch an dem lange leerstehenden Haus aus in der Liskowstraße 36 haben wir Interesse angemeldet. In der Lokalpresse gab es schon unbequeme Nachfragen an ihre Besitzerin, die Ärztekammer von Mecklenburg-Vorpommern. Die hat daraufhin ihre Pläne offenbart, das Haus abzureißen und auf dem Grundstück ein schönes Wohn- und Gästehaus zu errichten, das vor allem den Medizinern zur Verfügung stehen soll, die in Rostock zeitweilig oder dauerhaft arbeiten wollen. Luxus-Wohnraum für eine zahlungskräftige Zielgruppe in guter Lage – die Ärztekammer hat verstanden, wie der Hase läuft.

Im Ortsbeirat Warnemünde wurde diskutiert, was aus dem alten „Best Western“-Hotel werden soll, nachdem der recht unvorteilhafte Vertrag zwischen Gelsenkirchen und Rostock endlich ausgelaufen war. Wir haben unser Interesse angemeldet und in der Sitzung des Ortsbeirates aufzeigt, wie sich die Villa Sturmfrei in die Sozialstruktur im Ostseebad Warnemünde produktiv einbringen könnte. Es sieht nicht so aus, als würden unsere Ideen in Erwägung gezogen.

Alle diese Möglichkeiten befinden sich im Ideenstatus. Wir können dranbleiben, aber wir können nicht einschätzen, wann aus diesen Ideen reelle Optionen werden. Deshalb haben wir an dem Projekt weitergearbeitet, das wir uns schon gesichert haben: An unserer Gruppe. Wir sind jetzt zwanzig Leute inklusive Kinder und haben immer noch große Lust, in ein gemeinsames Haus zu ziehen.

Intern veranstalten wir nicht nur unser wöchentliches Online-Plenum. Bei den Konzepttagen geht es um Fragen der Gruppenorganisation: Wie sollen unsere Strategien zur Konfliktbewältigung organisiert sein? Wie wollen wir die Aufnahme weiterer Mitglieder regeln? Auf welche Weise können wir die von uns gewünschte Form der Konsensdemokratie so organisieren, dass wir auch in angemessener Zeit zu Ergebnissen kommen? Die große Frage derzeit: Wie können und wollen wir unsere Kinder an der Entscheidungsfindung in unserer Selbstverwaltung beteiligen?

Extern ist die Villa Sturmfrei sowohl in der Stadt als auch in der bundesweiten Szene der Wohnprojekte aktiv. Wir arbeiten im städtischen „Arbeitskreis Wohnprojekte“ mit und pflegen die Beziehungen zu den Verantwortlichen in der Verwaltung.

Eine Entäuschung war allerdings die Kontaktaufnahme beim „Bauhaus der Erde“, die Architektenvereinigung möchte sich weltweit für eine ökologische Bauwende einsetzen. Leider haben sie trotz mehrmaliger Nachfrage nicht auf unseren Brief geantwortet. Dennoch treffen wir immer wieder auf interessante Medienbeiträge, die uns zeigen, dass das Thema „Selbstverwaltetes Wohnen“ deutschlandweit entdeckt wird.

Anfang März findet in Tübingen das bundesweite Treffen des Mietshäusersyndikates statt. Auch dort werden wir uns vorstellen und hoffen auch, jede Menge Impulse und Ideen nach Rostock und Mecklenburg-Vorpommern mitnehmen zu können.

Auf jeden Fall fragen wir jetzt schon den Bankern ein Loch in den Bauch, die mit der Szene assoziiert sind, rechnen imaginäre Finanzierungen aus und lernen, die Verwaltung der Direktkredite zu managen.

Wir sind angenehm überrascht, wie viele positive Rückmeldungen auf unsere Nachfragen zu privaten Direktkrediten wir erhalten haben. Korrekt heißen diese Kredite „Nachrangdarlehen“ und eigentlich wollen wir sie derzeit nur per „Absichtserklärung“ anfragen. Doch wir haben nicht nur etliche ausgefüllte Formblätter zurückbekommen, sondern auch konkrete Kreditangebote und Spenden. Geld, mit dem unser Verein bereits jetzt arbeiten kann. Das macht uns Mut.